Gynäkomastie
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Gynäkomastie bezeichnet die Entwicklung eines Brustdrüsenkörpers beim männlichen Geschlecht. Es ist wichtig, zwischen Gynäkomastie und Pseudo-Gynäkomastie (Lipomastie) zu unterscheiden, wobei letztere eine Fettansammlung im Brustbereich ohne Ausbildung eines Drüsenkörpers ist. Besonders bei übergewichtigen Jugendlichen kann eine Mischform, die als Lipo-Gynäkomastie bekannt ist, auftreten. Eine Gynäkomastie kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein. Hierunter fallen normale Varianten wie die vorübergehende Brustdrüsenhyperplasie bei Neugeborenen oder die Pubertätsgynäkomastie, die durch ein hormonelles Ungleichgewicht zwischen Testosteron und Östrogenen entsteht. Eine Gynäkomastie kann jedoch auch ein Symptom für eine endokrine Störung sein und sollte erkannt und in diesem Fall weiter untersucht werden.
Die Inzidenz einer Gynäkomastie bei Neugeborenen beträgt etwa 90%, während sie in der Pubertät zwischen 40% und 70% liegt.
Klinik
Eine Gynäkomastie tritt einseitig oder beidseitig auf und die klinischen Beschwerden umfassen ein Spannungsgefühl der Brüste, Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen. Die übermäßige Umfangvermehrung der Brust kann jedoch auch asymptomatisch sein. Das Erscheinungsbild kann zu erheblichen psychischen Belastungen und zur Stigmatisierung führen.
Diagnostik
Zur objektiven Diagnosestellung der Gynäkomastie gelten folgende Kriterien: eine horizontale Hautfalte unter Einschluss der Brustwarze von 2 cm (bei Adipositas 3 cm) oder ein Durchmesser des Brustwarzenhofes von >3 cm. Die Diagnose einer physiologischen Gynäkomastie erfolgt immer durch Ausschluss anderer möglicher Ursachen. In der Sprechstunde erfolgt eine detaillierte Anamneseerhebung sowie ein gründliche körperliche Untersuchung inklusive Hodenuntersuchung sowie die Abnahme von Blutwerten zum Ausschluss von Brust- bzw. Hodentumoren und endokrinologischen Ursachen. Bildgebende Verfahren umfassen bei Bedarf eine Brust- und Hodensonografie, Abdomensonografie oder eine Computertomografie bei Verdacht auf hormonproduzierenden Nebennierentumor. Eine Kernspintomografie wird bei Verdacht auf ein Hypophysenadenom durchgeführt.
Unser Behandlungskonzept
Die Therapie der Gynäkomastie im Kindesalter hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei physiologischer oder idiopathischer Gynäkomastie kann eine Behandlung bei Schmerzen, schnellem Wachstum, Größenzunahme, starkem Leidensdruck oder aus kosmetischen Gründen erforderlich sein. In Fällen von Pubertäts-Gynäkomastie wird oft eine abwartende Beobachtung empfohlen, da sich die Gynäkomastie häufig spontan zurückbildet, meist innerhalb weniger Monate bis 3 Jahre nach dem Auftreten. Eine medikamentöse Therapie ist oft nur in den ersten Monaten nach Auftreten der Pubertätsgynäkomastie erfolgreich. Eine chirurgische Therapie umfasst die Entfernung des Brustdrüsenkörpers und erfolgt mittels Hautschnitt am Rand des Warzenhofs, um ein kosmetisch zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen.
Nachsorge
Für die Nachkontrollen bieten wir wöchentliche Verbandswechsel mit Wundkontrollen in unserer plastisch-rekonstruktiven Sprechstunde an. Ein Kompressionsverband muss für 6 Wochen getragen werden. In dieser Zeit sollte auch auf sportliche Aktivitäten verzichtet werden.