Nekrotisierende Enterokolitis
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Die Nekrotisierende Enterokolitis (NEC) ist eine postnatale entzündliche Erkrankung des Gastrointestinaltraktes, welche vor allem bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewichts von unter 1500g auftritt. Das Durchschnittsalter für die Entwicklung einer NEC liegt meist in der 2. bis 6. Lebenswoche. Selten können auch ältere Neugeborene eine NEC entwickeln. Diese Neugeborene haben jedoch häufig einen Herzfehler, so dass es zu einer unzureichenden Durchblutung des Gastrointestinaltraktes und somit zur Entwicklung der NEC kommen kann. Die Gesamtinzidenz der NEC liegt bei circa 0,1-0,3% aller Neugeborenen, jedoch bei circa 7% aller Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht von unter 1500g.
Der Auslöser für die Entstehung einer NEC ist bisher nicht vollständig geklärt. Ergebnisse aus verschiedenen Studien haben jedoch diverse Risikofaktoren identifizieren können, welche eine NEC begünstigen. Bisher identifizierte Risikofaktoren sind u.a. intrauterine Wachstums-retardierung, genetische Prädisposition und Formula Nahrung. Den Risikofaktoren übergeordnet spielen v.a. die Unreife des Darms und des Immunsystems, eine reduzierte Durchblutung des Gastrointestinaltraktes durch entzündliche Veränderungen oder Ischämie und eine Darmkolonisation mit potenziell pathogenen Keimen eine Rolle in der NEC-Pathogenese.
Diagnostik
Die Diagnose einer NEC folgt aus der Zusammenschau verschiedener Parameter. Hier spielen v.a. die Klinik/Symptome des Patienten, laborchemische Untersuchungen, sowie bildgebende Verfahren (Röntgen und Sonographie des Abdomens) eine wichtige Rolle. Wenn die NEC bei älteren Neugeborenen auftritt ist die NEC häufig mit einem Herzfehler assoziiert. Daher wird zu diesem Zeitpunkt auch immer eine Echokardiograopie (Ultraschall des Herzens) durchgeführt, um somit die Ursache der NEC und den Herzfehler behandeln zu können.
Unser Behandlungskonzept
Abhängig von der Schwere der NEC, sowie des Zustandes des Patienten, wird ein konservatives oder operatives Vorgehen angestrebt.
Die konservative Therapie beinhaltet meist eine Nahrungskarenz bzw. ein gut priming mit Muttermilch (oraler Gabe von kleinsten Mengen Muttermilch), sowie das Legen einer Magensonde (Entlastung des Magen-Darm-Traktes). Weiterhin erfolgt eine Schmerztherapie, der Ausgleich von Elektrolyten und eine Antibiotika-Therapie über die Vene. Um die Weiterentwicklung einer NEC zu verhindern und ein operatives Vorgehen abzuwenden, kann eine frühzeitige endotracheale Intubation zur Reduktion der Darmblähung und Stabilisierung des Kreislaufs durch die Kollegen der Neonatologie erfolgen.
Gelegentlich muss dennoch eine operative Versorgung der NEC erfolgen. Hier ist eine absolute OP-Indikation die Darmperforation (Pneumoperitoneum), während relative OP-Indikationen wie die deutliche klinische Verschlechterung des Patienten trotz maximaler konservativer Therapie oder fixierte Darmschlingen manchmal ein operatives Vorgehen notwendig machen. Die operative Therapie einer NEC geht in den meisten Fällen mit einer Darmresektion der stark betroffenen Darmabschnitte einher. Als Resultat kann es in einigen Fällen, abhängig vom intraoperativen Befund und der Klinik des Patienten, zu der Anlage eines künstlichen Darmausgangs kommen. Dieser wird innerhalb von wenigen Wochen jedoch wieder entfernt.
Wenn sehr viel Darm betroffen ist, kann zweite (sogenannte second-look) Operation notwendig sein. Hier wird kein Darm reseziert und ein Stoma zur Entlastung des Darmes angelegt. Nach circa 72 Stunden wird eine erneute Operation zur Beurteilung des Darms durchgeführt. Bei nicht-operablen Neonaten (z.B. zu klein/zu krank) wird gelegentlich nur eine Peritonealdrainage gelegt werden.
In den ersten Tagen bis Wochen nach einer NEC, erfolgt ein „gut priming“ (siehe Behandlungskonzept) und im Verlauf ein vorsichtiger Kostaufbau, Wenn ein Stoma angelegt wurde und der Patient stabil ist, wird das Stoma regelmäßig gespült, ein Stuhltransfer durchgeführt und Elektrolyte ausgeglichen. Eine Stoma-Rückverlagerung kann meist nach 6 Wochen erfolgen, sobald das Kind nicht mehr unreif ist.
Typische Probleme, welche postoperativ auftreten können sind eine Gedeihstörung, welches v.a. bei Patienten mit weniger als 25% verbliebener Darmlänge auftreten kann. Als Resultat kann eine längerfristige parenterale Ernährung notwendig werden (sogenanntes Intestinal failure).
Nachsorge
Nach Entlassung aus unserer Klinik erfolgt die Anbindung in unserer Nachsorge-Sprechstunde, welche speziell für Neugeborene, Kleinkinder und Kinder und Jugendliche mit Darmproblemen konzipiert ist. Hier können wir langfristige Komplikationen einer NEC adäquat versorgen und umfassende Unterstützung anbieten.