Thermische Verletzungen
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Thermische Verletzungen sind definiert als Gewebeschädigung durch heiße Flüssigkeiten (Verbrühung), Dämpfe oder Gase, heiße Stoffe, Kontaktflächen, Flammeneinwirkung und Explosionen, starke Sonneneinstrahlung, elektrischen Strom oder Reibung. Als Sonderfälle gelten Verätzungen durch Säuren oder Laugen oder bestimmte blasenbildende Hauterkrankungen. Diese werden – da die Symptomatik und Therapie der bei thermischen Verletzungen ähnelt – ebenfalls von Schwerbrandverletztenzentren versorgt.
In Deutschland ziehen sich pro Jahr ca. 30000 Kinder eine thermische Verletzung zu, davon müssen 6000 stationär im Krankenhaus behandelt werden.
Klinik
Leitsymptom der thermischen Verletzung ist der starke Wundschmerz. Bei tiefdermaler Verletzung kann das betroffene Areal hingegen schmerzfrei sein, wenn es zur Nervenschädigung in der Haut gekommen ist. Je nach Ausmaß der Verletzung leiden die Kinder außerdem unter Volumenmangel (bis hin zum Schock), auch eine Unterkühlung durch die durchgeführten Erstmaßnahmen oder durch eine schlechte Kreislaufsituation ist häufig. Bei Rauchgasinhalation oder Schlucken von heißen Flüssigkeiten kann eine Schutzintubation notwendig sein. Bei ausgedehnter Verletzung kann es im Verlauf zur sogenannten Verbrennungskrankheit kommen, die sich in systemischen Sekundärfolgen wie Kreislaufschock, SIRS, Sepsis oder Multiorganversagen äußert.
Diagnostik
Nach Eintreffen der Kinder oder Jugendlichen in unserem Zentrum werden die Vitalparameter überprüft, die Verletzungsschwere (Ausdehnung, Tiefe) erstmals beurteilt und Begleitverletzungen ausgeschlossen. Anschließend erfolgt die Wundversorgung und je nach Verletzungsausmaß die stationäre Aufnahme zur Flüssigkeits- und Schmerzmittelgabe.
Unser Behandlungskonzept
Das Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder der UMM bietet allen Patienten die Möglichkeit, dass ein Elternteil stationär mitaufgenommen wird. Wenn Kinder oder Jugendliche auf der Intensivstation versorgt werden müssen, können die Eltern im Elternhaus bleiben.
Bei der Wundversorgung achten wir darauf, für die jeweilige Verletzungsschwere die geeignete Wundauflage zu verwenden. Falls möglich verwenden wir Wundauflagen, die mehrere Tage auf der Wunde belassen werden können und sind so in der Lage, die Anzahl von Verbandswechseln zu minimieren. Ziel ist die rasche Rückkehr der Kinder in das familiäre Umfeld und die unmittelbare Teilhabe am Alltag. Alle potentiell schmerzhaften Eingriffe werden unter ausreichender Schmerzmittelgabe oder Narkose durchgeführt. Unterstützend verwenden wir Lachgas-Anxiolyse und Virtual Reality zur kindgerechten Gestaltung der Verbandswechsel. Sofern möglich binden wir innovative Behandlungskonzepte (Auflage von medizinisch aufbereiteter Fischhaut, Auflage von Gesichtsverbänden aus Nanofasern oder additive Sprüh-Keratinozyten) in die Behandlung mit ein, von denen Ihr Kind im ausgewählten Fall profitiert. Sollte sich im Verlauf abzeichnen, dass Anteile der verletzten Haut irreparabel geschädigt sind und eine Hauttransplantation benötigen, erfolgt hierzu ein ausführliches Gespräch mit den Erziehungsberechtigten. Je nach verletztem Areal kommen hier verschiedene Techniken (Vollhauttransplantation, Spalthauttransplantation, Meshgraft) und Spenderareale in Frage.
Nachsorge
Die Nachsorge erfolgt in unserer Verbrennungssprechstunde. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus stehen häufig noch weitere Verbandswechsel im Verlauf an. Hier wird die weitere Wundheilung regelmäßig überwacht und wenn nötig eine Narbentherapie eingeleitet. Je nach Befund kommen konservative Methoden (Narbenmassage, Kompressionskleidung, Silikonauflagen) oder operative/invasive Verfahren (Laser, plastische Korrekturoperationen) zum Einsatz.